In der Diskussion um die Fortsetzung des Spielbetriebs hatte sich der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) bisher zurückgehalten und sich strikt an die Vorgaben der Regierungen zur Eindämmung des Coronavirus orientiert. Umso überraschender las sich nun die gestrige Mitteilung des Verbandes (1), dass die baldige Wiederaufnahme des Wettbewerbs in Form von Geisterspielen angestrebt würde.

Für uns als Fans des SV Babelsberg 03 gäbe es momentan nichts Schöneres als unsere Mannschaft auf dem grünen Rasen spielen zu sehen und sie auf den Traversen des Karl-Liebknecht-Stadions leidenschaftlich zu unterstützen. Doch wir sind uns auch der Verantwortung bewusst, die uns und dem Fußball mit seiner in der Gesellschaft herausgehobenen Stellung zukommt, um die Pandemie einzudämmen und letztendlich Menschenleben zu retten.

Für uns ist klar, dass die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs eine große Gefahr für Spieler, Verantwortliche und Personal darstellt. Es ist schlicht unverantwortlich, eine erneute starke Ausbreitung des Virus für ein paar Fußballspiele im ruckligen Livestream in Kauf zu nehmen. Wie soll in den Übungseinheiten der Mindestabstand von 1,5 Metern gewahrt werden, den Arbeitgeber seit gestern garantieren müssen, um den Arbeitsschutzstandard Covid 19 des Bundesarbeitsministeriums (2) zu erfüllen? Wenn wir an intensiv geführte Zweikämpfe in Punktspielen denken, wird noch deutlicher wie unrealistisch diese Einhaltung wäre. Dem Fußball darf hier keine Sonderrolle zukommen, er ist nicht systemrelevant.

Des Weiteren verwundert es, wie der NOFV das Stimmungsbild der Videokonferenz in seiner Stellungnahme widerspiegelt. Bekräftigte eine große Mehrheit der Vereine vor dem Meinungsaustausch noch einen Abbruch der Saison (3), sollen nun so viele Klubs ihre Ansichten geändert haben, obwohl diese Positionen auf existenziellen Ängsten basierten? Ist es nicht viel mehr so, dass der Nordostdeutsche Fußballverband Angst vor Haftungsansprüchen bzw. Klagen gegen die Wertung der Saison von Vereinen wie Lok Leipzig hat, die unbedingt aufsteigen wollen und es dann nicht könnten?

Sollte die Saison wie vom NOFV angestrebt mit Geisterspielen beendet werden, droht vielen Regionalligisten der finanzielle Ruin. Klar ist, dass durch Geisterspiele zwar Kosten entstehen, aber keine Einnahmen generiert werden können. So müssten die Klubs auf staatliche Unterstützung durch Kurzarbeit verzichten, da ihre Spieler wieder voll trainieren würden und das tun wofür sie bezahlt werden: Pflichtspiele absolvieren. Außerdem entstünden bei Auswärtsspielen Reisekosten und bei Heimspielen müsste Personal bezahlt werden, was zur Durchführung eines Spieltags auch ohne Zuschauer benötigt wird.

Aus den genannten Gründen fordern wir den Abbruch der aktuellen Saison! Geisterspiele sind keine Lösung!

Filmstadt Inferno 1999 | Filmstadt Youth

Im April 2020

1 – https://www.nofv-online.de/index.php/aktuelles-leser/konferenz-der-vereine-der-regionalliga-nordost.html
2 – https://www.bmas.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/einheitlicher-arbeitsschutz-gegen-coronavirus.html
3 – https://www.mdr.de/sport/fussball_rl/regionalliga-klare-tendenz-zum-saison-abbruch-drei-ideen-zur-meisterfrage-100.html